Tagungs- und Kongresszentrum Bad Sassendorf / Geschichte des Haullen-Hofes in Bad Sassendorf

Geschichte des Haullen-Hofes in Bad Sassendorf

 

Bis ins 20. Jahrhundert gab es viele Gehöfte im Ortskern des Kurbades Sassendorf. Überlebt – und fachmännisch renoviert – hat der alte Haullen-Hof am Kolk und am Sassendorfer Bach, der Rosenau. Nach dem Lagerbuch des Waisenhauses (Soest) gehörte der Hollenhof – ehemals unter dem Namen der „große Mariengarten zu Sassendorf“ – 1409 Arent von Gembecke, dieser Hof, nachmals Hollen-Hof genannt, ist damit über 600 Jahre nachweisbar.

Erstmals greifbar ersichtlich wird der Name Haulle 1329 als Huler zusammen mit denen von Bockum, von Gembeke, von Weslarn, Rüdener und anderen im 14. Jahrhundert als Sälzerschaft von Sassendorf, bemerkenswerte Herkunftsnamen nach Orten unserer Umgebung. Allerdings sind diese Huler nicht weiter fassbar. Hingegen begegnet uns die Namensform Huler, Holle, Hoalle, Haulle in vielen Flur- und Gewässernamen in der Umgebung des Hofes wie beispielweise „Hollbiecke“, „Hollenbecke“, „Hollen Duik“ und „Hollen Stätte“, „am Hungerholle“; bei der Umstrukturierung der Salzwerksanlagen ab 1600 wurden größere Siedepfannen eingeführt, die Namen der Siedehäuser hießen in dieser Zeit Crusen-, Selis-, Baurichters-, Rosenbohms-, Papen-, Kerckhofs- und Hollenhaus, denen man die Salzwasser zuführte.

Der Hofesname Holle begleitet uns ab 1542 fortlaufend. Die Hofanlage überdauerte viele für die Börde schreckliche Kriegsauswirkungen der Soester Fehde, des Dreißigjährigen und des Siebenjährigen Krieges. Auch die Verbindung zur ehemals benachbarten Mühle war durch die Zeiten intensiv und ist belegt mit den Eintragungen 1616 „Hermann Holle auf der Becke“ (am Bach) und 1630/31 „Tonnis Holle bei der Mühle“. In einer Urkunde von 1645 heißt es: „ . . . der Mariengarten (Soest) besitzt bei der Mühle zu Sassendorf 18 Morgen Land, dabei eine kleine Wiese, darauf die Ölmühle.

Von diesem Land wird seit „unvordenklicher Zeit“ die jährliche Pacht von drei Malter harten Korns und zwei Mollen Salz entrichtet“. „Doch sind die vom Dahll (Erbsälzer u. Soester Patrizier von Dael), die selbiges Land geraume Jahre bei ihrem Hof zu Sassendorf, Hollenhof genannt, noch 24 Malter Pacht schuldig.“

Gert Holle wird 1672 genannt, und 1685 begegnet er uns, nach Bördekataster-Unterlagen, mit 40 Morgen Land und zwei Pferden und einem Stuppen als halber Schulze. Auf dem Hofgelände gehörten lediglich Scheunen und Nebengebäude dem Pächter, während das Wohnhaus Eigentum des Erbherren war. Die Witwe Roßkampff ist 1754 im Besitz des Hofes, während die Pächter (Colonen) häufig über Generationen auf den Höfen wirtschafteten, ihre festgelegten Abgaben zu entrichten hatten und die Hofstelle alle 12 Jahre wieder neu „gewinnen“ mussten. Nachweisbar auf dem Hof Haulle sind Familienmitglieder aus den Geschlechtern Besse aus Lohne, Stamm aus Brockhausen und Kühle aus Lohne, die aber immer zum Familiennamen den Hofesnamen angenommen haben.

Mit der Aufhebung der Hörigkeit Mitte des 19. Jahrhunderts hatten die bisherigen Hofespächter die Möglichkeit, die Anlage, die ihnen seit Generationen vertraut war, zu kaufen und Eigentümer zu werden.

Alte Hausinschriften der Hofanlage Haulle am Backhaus erzählen: „Anno 1789 den 22. July haben Johann Henrich Stam genannt Hole und Elisabeth Klinckhammer alles Eheleute durch ihr eigen mittel aufbauen lassen durch Meister Henrich Schultze“ und weiter am Hauseingang vorn: „Im Jahr 1827 den 13ten Juny“, über der Deelentür hinten: „Im Juni 1827 erbauten dieses Haus die Witwe Clara Haulle und die Eheleute Diedr. Kühle und M. Marg. Haulle, Gott segne dieses Haus . . . Meister Franz Huneke aus Weslarn“.
Das Geschlecht Kühle-Haulle beantragte im 20. Jahrhundert die behördliche Namensfestlegung Haulle. Nach etwa 150 Jahren endete der Haullesche Privatbesitz und ging wieder, wie in der Frühzeit, in den Besitz der Saline (Gemeinde Bad Sassendorf) über.
© 11-012 Ernst H. Wulfert